1997 - Theater am Ufer Berlin
Der Jude von Malta
von Christopher Marlowe in einer Bearbeitung von Christian Duda
Produzentin: Klara Höfels
Textbearbeitung: Christian Duda; Regie: Christian Achmed Gad Elkarim
Kostüm: Katrin Kath; Gemälde: Igor Livchits; Bühnentechnik: Stephan Besson, Heinz Fitzen; Presse/Öffentlichkeitsarbeit: Sandra Visscher
Schauspieler/innen:
Dietmar Burkhard (Barabas); Klara Höfels (Calymath/Jude/Bellamira/Äbtissin/Katherine); Wolf-Dieter Panse (Ferneze/Bruder Bernardine /Beamter); Harald Pilar von Pilchau (Ithamore/Beamter), Frank Rebel (Mathias); Till Sarrach (Don Lodowick/Martin del Bosco/Callapine/Bruder Jacomo/Pilia-Borza/Kaufmann); Uschi Schneider (Abigial, Machiavel/Jude)
Aufführungsort: Theater am Ufer Berlin
Aufführungen: 29. Mai - 19. Juni 1997

Ein Malteser Jude in Berlin. „Ein Stück, das noch nach 400 Jahren an keiner Stelle knirscht“, versicherte der Regisseur Christian Achmed Gad Elkarim. Marlowe meint England. Wir meinen die Insel Berlin, sagt Regisseur Elkarim. Der Schauplatz ist verlegt in eine Berliner Bar, wo sich die Bauspekulanten, die Politiker, die Models, die ganze mafiotische Gesellschaft dieser Stadt trifft. Draußen die polnischen Bauarbeiter - eine Metapher auf den Malteser Sklavenmarkt. Peter Jacobs

Wie der Mist so nach unten sickert
„Der Jude von Malta“ im Theater am Ufer.
Die schauspielerische Arbeit war kräftigen Applaus wert. Aber das in Gedanken versunkene Publikum gab sich nach der Premiere im Theater am Ufer verhalten. Das kommt davon, wenn man sich auf geistige Auseinandersetzung auf der Bühne einlässt. Klara Höfels Produktion „Der Jude von Malta“ in der Regie von Christian Achmed Gad Elkarim mutet einem viel zu. Das Stück des englischen Dramatikers Christopher Marlowe klappt finsterste menschliche Seiten auf. Da schüttelt es einen noch hinterher. Igitt.
Marlowe, Vorgänger Shakespeares, meinte mit seiner Parabel England und wählte als Metapher Malta. Elkarim nähert sich Marlowe über Malta, meint Berlin, erzählt aber die alte Geschichte ohne Aussöhnung: Auf der ockerfarbenen Insel fordert die türkische Schutzmacht von den Malteser den Tribut der letzten zehn Jahre. Die christlichen Inselherren treiben die Summe bei den Juden ein. Die sollen das bezahlen, wenn man schon ihr schändliches Leben duldet. Barabas, der reichste Jude, sinnt auf Rache.
Ein scheinheiliges Spiel der Konfessionen beginnt. Und weil der eine von den Skeletten im Schrank des anderen weiß, entspinnt es sich bösartig um Macht und Geld. Wer in Amt und Würden lebt und sich nicht die Taschen füllt, ist ein Esel. Getreu Marlowe lässt der Regisseur den Mist der obersten Schicht nach unten sickern und auch ankommen. Da verbündet sich, wer sich gerade von Nutzen ist. Da steigt man über den anderen hinweg, wenn die Konstellation sich ändert.