EHO von Dren Zherka - Berliner Filmpremiere

Kino Arsenal 1, Samstag, 3. Dezember 2016, 15:30 Uhr

Charaktere

HANNA (Klara Höfels), eine 65-jährige Frau, lebt alleine in Berlin. Ihr Sohn, Matthias, ist zum Studium fortgezogen, und vermeidet den Kontakt zu seiner Mutter. Er ist verheiratet und hat Kinder, die Hanna gerne öfter sehen wollte. Matthias denkt, dass seine Mutter sich daher in ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten flüchtet und befürchtet, dass sie sein gesamtes Erbe an unterschiedlichste Hilfsaktionen spendet. Hanna hat ihre Arbeit aufgegeben und sich schweigend dem Wunsch ihres konservativen Mannes gefügt und ist Hausfrau geblieben. Für sie bedeutete ihr Sohn das Zentrum ihrer Welt und sie konnte sich als Hausfrau selten gegen den Druck ihres dominanten Mannes wehren. Matthias rebellierte gegen den Vater und konnte nie verstehen, dass seine Mutter ihn schützen und ihm gehorchen konnte und sich deswegen von seiner Mutter distanziert. Hanna hat alles für die Familie aufgegeben und letztendlich hat sie genau diese verloren.

Hanna ist alleine und fühlt sich verstoßen; sie glaubt, Schuld daran zu sein, dass Matthias keinen Kontakt mehr zu ihr möchte, aber kann ihm nicht erklären, wie sehr sie ihn braucht. Vor zwei Jahren hat sie angefangen, Antidepressiva zu nehmen, die ihr helfen sollen, mit ihrer Situation klar zu kommen. Seit dem Unfall kämpft sie mit sich selbst, die Tabletten nicht mehr zu schlucken. Sie ist eine Kämpferin, die immer versucht, für andere da zu sein - vielleicht auch wieder für Matthias, irgendwann.

ISMET (Selman Jusufiein 71-jähriger Mann, lebt alleine im Kosovo. Bevor die Situation in den 90er Jahren eskalierte, arbeitete er beim Radio. Nach seiner politisch begründeten Zwangsentlassung, durchlebte seine Familie eine schwere Zeit voller finanzieller Sorgen. Dies änderte sich erst, als der Sohn illegal nach Deutschland ging. Die nächste Tragödie traf Ismet während des Krieges: er verlor seine Frau und seine Tochter als paramilitärische Truppen sein Haus in Brand setzten, während er versuchte, in der Stadt Lebensmittel zu besorgen.

Der Sohn kann es nicht ertragen, in das Haus seiner Familie zurückzukehren, und sogar ihm fällt es schwer seinen Vater zu verstehen. Ismet weigert sich um zu ziehen, er lässt das Haus nicht einmal reparieren, sondern lebt in dem intakten, stehengebliebenen Gebäudeteil, direkt neben dem dunklen, verbrannten Teil. Er ist auch sehr krank, hat vermutlich Krebs, war aber seit langer Zeit nicht mehr beim Arzt. Das Chaos und der Egoismus, der nach dem Krieg in der Gesellschaft um sich greift, machen Ismet wütend. So isoliert er sich immer weiter und zieht sich von der Gesellschaft zurück. Ismet gehörte dieser Generation an, die sich in dem alten System in Jugoslawien entwickelt hat.

Sie haben die Grundlagen für eine Modernisierung und Emanzipierung etabliert und als dies alles im Krieg zerbröckelt ist, sich jetzt aber in dem neuen System als Unerwünschte wiederfinden. Als er plötzlich auch von seinem Sohn nichts mehr hört, gibt er sich völlig auf; er scheint langsam in den verrußten Ruinen seines Hauses zu versinken.