Kommentare - Szenische Lesungen 2005 - 2006

Ernest Wichner (Leiter des Literaturhauses Berlin)

Klara Höfels hat seit einem Jahr einmal monatlich im Literaturhaus Berlin das von ihr erfundene und betreute Autorentheater Berlin stattfinden lassen. Schauspieler lasen neue Theaterstücke im Beisein der Autoren und eines interessierten Publikums. Dieser unangestrengten, höchst professionellen Arbeit mit und an neuen Theatertexten wünschte man Verstetigung und jene Entwicklungsmöglichkeit, die Klara Höfels von Anfang an im Blick hatte: die Inszenierung der besten Stücke auf einer Uraufführungsbühne.

 

Sie könnte von einem Kollektiv der Praktiker inhaltlich und konzeptionell getragen werden, fehlten nicht die finanziellen Mittel. Der unaufhaltsamen Theaterenthusiastin (was wäre allerdings ihr Enthusiasmus wert, käme nicht eine gehörige Portion Professionalität hinzu). Klara Höfels mögen die Bühnen zu deren eigenen Nutzen offen stehen; wir werden bedauernd auf ihre engagierten Anstiftungen zur Theaterfreude verzichten müssen.

Burkhard Mauer (Dramaturg)

Am Anfang jeder Theateraufführung steht immer ein Autor. Dann kommen Schauspieler, die oft mehr zum Stück sagen als er und das am liebsten auch beim Spielen machen möchten. Ein Regisseur bringt sie dazu, sich zu erinnern, dass sie auf einer Bühne stehen wollen und diese Teil eines Hauses ist, das ohne Publikum nicht leben kann. Aber manchmal wollen Regisseure selber Autoren sein, ohne schreiben zu müssen. Wenn man also Autorentheater sagt, erinnert man an die richtige Reihenfolge. Gleichzeitig auch daran, dass es im Theater mehrere notwendige Berufe gibt.

Heidi von Plato (Autorin)

Gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Text. Anregung, Entwicklung. Und eine Wundertüte voller Spaß. Das brachte mir das Autorentheater Berlin.

Sabine & Saddek Kebir (Autoren)

Angesichts der immer mehr gewachsenen Übermacht des Regietheaters, das die Absichten von Theaterautoren oft nicht nur beiseite schiebt sondern sogar in ihr Gegenteil verwandeln kann, ist die Gründung eines Autorentheaters eine wichtige Herausforderung. Es ist nicht nur überfällig, dass der Künstler, der den Grundstein eines Theaterereignisses gelegt hat, auch an dessen konkreter Herausformung beteiligt wird. Umgekehrt wird die Einbeziehung der Autoren in die dramaturgischen und Spiel-Prozesse auch Rückwirkungen auf das Schreiben haben. Das Autorentheater, das sich zur Kollektivität der Theaterproduktion bekennt und dafür allerdings auch die notwendigen Mittel bekommt, ist eine für Deutschland überfällige Idee, um frischen Wind in die vielfach erstarrte Theaterlandschaft zu bringen.

Mona Winter (Autorin)

Ein Autorentheater stellt den zeitgenössischen Autor ins Zentrum, da wo er auch hingehört. Hier ist der Ort, auch um ästhetisch Neues auszuprobieren: Wort, Raum, Bild, Kunst, Performance, Musik, etc. als integrale Bestandteile (spartenübergreifend) zu sehen.

Tatja Seibt (Schauspielerin)

Es ist aufregend, Arbeitsprozesse zu erfahren, an denen man sonst als Schauspieler nicht teilhaben kann. Eine lebendige Erfahrung, sich gemeinsam mit dem Autor über eine literarische Vorlage, die in sich Charakter und Gebilde hat, über Sprache, Figur auseinandersetzen zu können.

Gabriele Jakobi (Regisseurin)

Theater ist Bewegung, Austausch, Weiterentwicklung. Das Autorentheater ist die Möglichkeit, neue Stücke nicht den jeweiligen Regieinterpretationen auszuliefern, sondern gemeinsam mit Autor, Schauspiel, Regie zu entwickeln, zu überprüfen und zu verändern. Die Beteiligten erfahren ein Stück nicht als verfestigtes Produkt, sondern als lebendigen Partner mit dem man eine gemeinsame Reise antritt, auf der sich im glücklichsten Fall immer neue Perspektiven eröffnen. Es sind Glücksfälle in denen ich die Möglichkeit hatte so zu arbeiten.